Von Heinrich von Kleist
Ab 15 Jahren / ab 10. Klasse
Es ist Gerichtstag in Huisum, aber Dorfrichter Adam ist schwer mitgenommen. Die Erklärung für seinen lädierten Fuß und das zerschundene Gesicht, er sei am Morgen einfach über die eigenen Füße gefallen, ist bloß der erste einer Vielzahl irrwitziger Versuche, diesen (Adams-) Fall zu verschleiern.
Der tatsächliche Grund für sein Derangement ist die Folge eines nächtlichen Besuchs bei der jungen Eve, den er sich mit Täuschung erpresst hat. Seine Zudringlichkeit wird von ihrem Verlobten unterbrochen. Adam flüchtet unerkannt mit einem Sprung durch das Fenster, wobei er sich verletzt, und ein Krug zerbricht.
Aber ausgerechnet dieser gibt den Anlass für ein Gerichtsverfahren, bei dem sich Richter und Beklagter in einer Person vereinen. Denn Eves Mutter Marthe zieht nun vor Gericht und fordert Gerechtigkeit. Und wäre nicht ausgerechnet heute der strenge Gerichtsrat Walter zur Prüfung der Justiz angereist und bestünde auf der Einhaltung der guten Ordnung, hätte sich der zweifach gefallene Adam wohl aus der Affäre ziehen können. So aber muss er sich, gezeichnet und ohne seine verschwundene Richterperücke, selbst den Prozess machen. Sein Ziel ist es freilich nicht Licht ins Dunkel der Wirkungen zu bringen, sondern den von Frau Marthe als Täter angeklagten Ruprecht schnell zu verurteilen und den Fall zu den Akten zu legen.
Mittels dreister Unterstellungen, geschickter Ablenkungen, aberwitziger Deutungen und sogar Nötigung manövriert er sich durch das Verfahren, bis die verschollene Perücke aus dem Theaterhimmel hinab doch noch das Licht der Erkenntnis verspricht.
Kleists Lustspiel „Der zerbrochene Krug“ über einen Gerichtsprozess ist eine Form des Theaterspiels, in dem sich große Fragen oft tragisch, aber fast immer komisch, ineinander verwirren: Es geht um Erkenntnis und Verkennung, Wahrheit und Lüge, die Formen der Ordnung und des Rechts, Rationalität und Aberglauben, um Heiliges und Profanes, um Autorität, Machtmissbrauch und Manipulation sowie um Treue und Eifersucht in der Liebe. All dies symbolisiert sich im Krug, dessen Zerbrechen auch jeweils für ein Weltbild steht, dessen Ganzheit mit aller Macht erhalten werden soll.
Diese Veranstaltung ist auch ein Angebot zur Vertiefung des Deutsch- und Literaturunterrichts der weiterführenden Schulen.
Kostenfreier Einführungsvortrag im Saal Bever um 19.15 Uhr
Der Vorverkauf startet am Montag, 18. August 2025.